Global and Planetary
Citizenship

Global Citizenship Education (GCED) ist seit etlichen Jahren ein international anerkanntes pädagogisches Forschungs- und Praxisfeld. Durch die Übernahme und zentrale Positionierung des Begriffs durch UNO und UNESCO haben die Debatten darüber einen weiteren Aufschwung erfahren. Während GCED in der englischsprachigen Welt schon länger Diskussionsgegenstand ist, hat das Konzept im deutschen Sprachraum erst seit der Initiative Ban Ki-moons 2013 (http://www.globaleducationfirst.org/289.htm) und vor allem seit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals 2015 (https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/21252030%20Agenda%20for%20Sustainable%20Development%20web.pdf) breite Beachtung gefunden. 

Global citizenship ist ein Ausdruck dafür, dass der gesamte Planet als der Aktionsraum einer Weltinnenpolitik betrachtet wird, das heißt eine politische Handlungssphäre, in der das Existenzrecht aller als Individuen und politische Subjekte anerkannt ist und die unvermeidlichen Konflikte zwischen Menschengruppen, sozialen Klassen und Staaten in zivilisierter Form ausgetragen werden. Um dieser Denkweise zum Durchbruch zu verhelfen, sind vielfältige Anstrengungen nötig, darunter auch im Bereich von Bildung und Erziehung: Das ist die Idee von Global Citizenship Education.

Lange Zeit war der Begriff Globales Lernen/Global Education vorherrschend und wurde auch von mir gebraucht. Nun ist Global Citizenship Education dabei, parallel an die Seite von Globalem Lernen zu treten. (Vgl. dazu z.B. die Dublin Declaration von 2022, https://www.unesco.at/bildung/artikel/article/bildung-fuer-die-herausforderungen-der-heutigen-welt-die-dublin-declaration). Der Fokus auf Citizenship verweist stärker auf die politische Dimension des Begriffs. Damit könnte Global Citizenship Education zu einem „umbrella term“ werden, der auch die traditionelle Politische Bildung einschließt. Ich selbst bevorzuge den Doppelbegriff Global and Planetary Citizenship Education, weil dies den Bezug auf die Menschengesellschaft (global) und auf die Natur (planetary) ausdrückt.

In Österreich wird diese Thematik vor allem von folgenden Institutionen bearbeitet: 

Globales Lernen und Global Citizenship Education in anderen pädagogischen Feldern

Im Rahmen der Deutschdidaktik ist mir die Überwindung einer nationalen Perspektive immer ein wichtiges Anliegen gewesen, weswegen ich für eine transkulturelle Deutschdidaktik plädiert habe (vgl. dazu die Publikationen Poetik der Verschiedenheit und Transkulturelle Literaturdidaktik). Dies implizierte die Beschäftigung mit Weltliteratur, mit Mehrsprachigkeit und mit politischen Themen wie etwa Flucht und Migration (vgl. das Themenheft Global Citizenship Education im Deutschunterricht der Zeitschrift ide). Der gegenwärtige Trend in Richtung einer antirassistischen und postkolonialen Ausrichtung kommt dem Bemühen um Integration von GCED in die Deutschdidaktik sehr entgegen.  

Gleichzeitig habe ich, in Übereinstimmung mit den Arbeiten der amerikanischen Friedenspädagogin Betty A. Reardon, Friedenspädagogik immer als eine Aufgabe von Globalem Lernen verstanden. Dieser Thematik ist auch im Rahmen meines Buches Pädagogik des Anderen (1999) ein großes Kapitel gewidmet. Schrittweise hat sich aber Global Citizenship Education als eigenständiges Arbeitsfeld herauskristallisiert. Mit der Einrichtung des Universitätslehrgangs Global Citizenship Education (2012) wurde dieser Schritt endgültig vollzogen.

Der Universitätslehrgang GCED

2012 wurde der dreijährige Universitätslehrgang (ULG) mit Masterabschluss Global Citizenship Education (GCED) vom Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und KommEnt/Kontaktstelle für Globales Lernen und Global Citizenship Education in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Kärnten begründet. Er wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) sowie der Austrian Development Agency (ADA) finanziell gefördert. 

Ab dem Wintersemester 2019/2020 wird er zum dritten Mal und mit einem erweiterten Curriculum, höherer ECTS Zahl und unter Leitung des UNESCO Chairholders Hans Karl Peterlini angeboten (https://www.aau.at/universitaetslehrgaenge/global-citizenship-education/). https://www.facebook.com/austriandevelopmentagency/videos/262980111250101

Der Lehrgang richtet sich an LehrerbildnerInnen, LehrerInnen und andere MultiplikatorInnen und trägt zur Ausbildung eines Netzwerks bei. Er wurde mit dem „Sustainability Award“ des BM für Nachhaltigkeit und Tourismus und des BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung und mit dem GENE Award “Quality and good practice in Global Education across Europe” ausgezeichnet. Von dem Lehrgang gingen und gehen viele Impulse zu Stärkung des Global Citizenship Gedankens in viele Richtungen aus.

Strategiegruppe Globales Lernen

Die Strategiegruppe Globales Lernen hat sich im Jahr 2003 zusammengeschlossen, um die Ergebnisse eines internationalen Kongresses des Europarates zu Globalem Lernen in Maastricht in Österreich umzusetzen. Dies geschieht durch regelmäßige Treffen der Arbeitsgruppe, die sich aus Wissenschaft, NGOs und Vertreter*innen von Ministerien zusammensetzt; durch die Ausarbeitung eines Strategiepapiers (2009, aktualisiert 2019) und durch jährliche Bundesfachtagungen Globales Lernen – Potenziale & Perspektiven“ (seit 2012). https://www.komment.at/bildung-dialog/bundesfachtagung-globales-lernen/

Kooperation mit der UNESCO

In Zusammenarbeit mit dem österreichischen UNESCO Schulnetzwerk hat das ULG Leitungsteam nicht nur Lehrkräfte weitergebildet, sondern auch neue Unterrichtsmaterialen zu GCED entwickelt sowie vorbildliche Schulprojekte dokumentiert.

Auch im Fachbeirat „Transformative Bildung/Global Citizenship Education“ (seit 2017) ist das Leitungsteam vertreten (https://www.unesco.at/bildung/bildung-2030/fachbeirat-transformative-bildung/). Dort hat es am Positionspapier zur Umsetzung von SDG 4 in Österreich (2019) mitgewirkt (https://www.unesco.at/bildung/artikel/article/bildung-in-oesterreich-positionspapier-des-oeuk-fachbeirats-zum-sdg4) wie auch an den alle zwei Jahre stattfindenden globalen UNESCO Foren on GCED teilgenommen.

Kampagne Heimatland Erde

Auch die Kampagne Heimatland Erde (siehe Arbeitsfeld Friedensforschung) hatte eine pädagogische Dimension und war Teil meiner Tätigkeit im Bereich von GCED.

https://www.aspr.ac.at/bildung-training/aspr-kampagnen/heimatland-erde#/


Publikationen

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